Molochs Tierleben präsentiert:
Der Polygamist
Der Polygamist (dominus omnibus) verfügt, entgegen früherer Annahmen, nur über ein einziges Besamungswerkzeug, mit dem er jedoch die schier unglaubliche Leistung zu vollbringen scheint, zwei oder mehr kriechtiere binnen eines Quartals zu begatten. Soweit die Arbeitshypothese, da ein solches Paarungsverhalten bislang weder in freier Wildbahn noch in Langzeitlaborversuchen beobachtet werden konnte.
Prof. Dr. Vaginia Clawcunte vom Hans-Jürgen-Mehlwurm-Institut für frigide Forschung der freien Universität Strehlsau hingegen wagte sich in ihrem aufsehenerregenden Paper „Wunsch und Wirklichkeit – die Begattungsfähigkeit in ungeordneten Verhältnissen lebender Dominanter in Mittel und Nordeuropa“, welches vorletztes Jahr im Springinsfeld-Verlag erschien, an die Behauptung, daß der Polygamist „ebenso impotent und präpotent“ wie jeder andere Dom sei und sich zwei oder mehr kriechtiere auf die Dauer nur erlauben könne, weil er sie gelegentlich „mit den Mündern voran zueinander hinschiebt, bis sich ihre Zungen ineinander verhaken“, die sogenannte „Vereinigung der kriechtiere“.
Durch einige vergiftete Komplimente würde der Polygamist, so Professor Clawcunte, nach der Vereinigung dafür sorgen, daß ein jedes der beteiligten kriechtiere sich seiner vermeintlichen Schwächen und der vorgeblichen Unschlagbarkeit des oder der jeweils anderen weibchen bewußt würde. Diese These gewinnt an Brisanz, wenn man die zu ihrer Überprüfung durchgeführten Laborversuche von Prof. Dr. Igor Schrecklichkeit am Institut für paralytische Onanie der manuellen Hochschule zu Beugelsdorf mit in Betracht zieht.
Wie Professor Schrecklichkeit zweifelsfrei nachweisen konnte, beginnen zwei um ein und dasselbe Männchen buhlende weibchen von diesem Moment an damit, die vollständige Vernichtung des jeweils anderen weibchens zu planen. Sie verfallen hierzu in eine den gesamten Körper paralysierende Denkkrise (Deductive Reasoning Distress), die aber von jungen, unerfahrenen Polygamisten nicht mit einer Duldungsstarre (Coital Bearing Behavior) verwechselt werden sollte, da die ansonsten molluskenhaft weiche Innenstruktur beider kriechtiere im selben Moment und in sämtlichen Löchern spontan alle Merkmale einer sogenannten vagina dentata herauszubilden beginnt.
„Klamme, stochernde Finger werden mit der Wucht eines Dampfhammers abgeknipst und das Herausholen gestaltet sich überaus schwierig, da das umliegende Gewebe unverzüglich damit beginnt, Verdauungsflüssigkeiten auszuscheiden, um den Fremdkörper so schnell wie möglich zu absorbieren“, so Professor Schrecklichkeit.
Einige wohlgesetzte Ohrfeigen genügten zwar, um beide kriechtiere wieder aus ihrem mit finsteren Gedanken und äußerst lebhaften Visionen von schwungvoll geworfenen Stöckelschuhen, zerrauften und ausgerissenenen Haaren, zerkratzten Gesichtern und zerschnittenen Ballroben durchsetzten Trancezustand zu holen und die sofortige und notwendige Rückbildung der vagina dentata einzuleiten, doch sollte damit nicht zu lange gewartet werden, da diese bei Überschreitung einer gewissen Höchstdauer (im Laborversuch etwa 8 – 12 Stunden) manifest zu werden drohte.
Doch die paralysierende Denkkrise hat auch Vorteile: Ein kriechtier hält das andere in Schach und der Polygamist kann sich in aller Ruhe interessanteren Tätigkeiten als der kriechtierzurichtung widmen, wie etwa Saufabenden mit dem Hobbydom, Computerspielen, Taschenbillard, einem Zug durch die Gemeinde oder der Suche nach neuem kriechtier-Material.
Aufreibender hingegen gestaltet sich für den Polygamisten die Inszenierung eines „flotten Dreiers“. Was von außen wie die liebende Vereinigung mehrerer bis zum Anschlag aufgegeilter Körper aussehen mag, stellt in Wirklichkeit die praktische Umsetzung der von den kriechtieren über Monate hinweg entwickelten Rachepläne (Zerreißen und Zerbeißen der primären, sekundären und vor allen Dingen rivalisierenden Geschlechtsorgane bis zur Verblutung) sowie die verzweifelten Maßnahmen des Polygamisten dar, den völlig entfesselten Furien Einhalt zu gebieten und sie wieder voneinander abzubringen, ohne dabei sein Fortpflanzungsprojektil in die Nähe eines der gefährlichen Löcher zu bringen.
Kurzum, Polygamie ist nichts für Anfänger und sollte selbst von erfahrenen Zurichtern, RACKERN®, Goreanern und Juwelenschleifern keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden.